Audi RS 6 Avant GT (2025) im Test: Finale Furioso einer V8-Ära?

Der Audi RS 6 Avant ist mehr als nur ein Auto. Er ist eine Kategorie für sich, der Inbegriff des „Super-Kombis“, der die brachiale Gewalt eines Supersportwagens mit der Alltagstauglichkeit eines Familienautos vereint. Doch jede Ära geht einmal zu Ende. Mit dem streng limitierten RS 6 Avant GT zündet Audi Sport die letzte, glorreiche Eskalationsstufe des Biturbo-V8 – ein grandioses Finale, bevor Plug-in-Hybride die Bühne betreten. Wir klären im Klartext-Check, ob dieser kompromisslose GT der Höhepunkt einer Legende ist.

Was macht den RS 6 GT so besonders?

Auf dem Papier teilt sich der GT die beeindruckende Leistung von 630 PS und 850 Nm mit dem RS 6 Performance. Doch der GT ist keine reine Leistungssteigerung, sondern eine tiefgreifende Neuausrichtung des Charakters – weg vom pfeilschnellen Alleskönner, hin zum präzisen Sportgerät.

Fahrwerk: Komfort geopfert für Präzision

Die radikalste Änderung ist der Verzicht auf die komfortable Luftfederung. Stattdessen erhält der GT serienmäßig ein manuell einstellbares Gewindefahrwerk. Der Ingenieurs-Kompromiss ist hier glasklar: Man tauscht adaptiven Komfort auf Knopfdruck gegen ein un-gefiltertes, mechanisches und rennstreckentaugliches Fahrgefühl. Das Auto liegt 10 mm tiefer, die Stabilisatoren sind steifer, das neue Sportdifferenzial an der Vorderachse sorgt für ein agileres Einlenken. Der GT ist kein weichgespülter Autobahn-Cruiser mehr, er ist ein Werkzeug, das vom Fahrer eine aktive Auseinandersetzung fordert.

Aerodynamik und Design: Eine Hommage an den Motorsport

Inspiriert vom legendären Audi 90 quattro IMSA GTO, zeigt der GT seine Ambitionen offen: Die Motorhaube aus Sichtcarbon, der markante Frontsplitter und der funktionale Doppel-Heckflügel sind nicht nur Show, sie verbessern den Abtrieb. Die optionale Folierung in den traditionellen Audi-Sport-Farben zitiert die Renngeschichte. Reduzierte Dämmung im Innenraum sorgt dafür, dass der V8-Sound noch präsenter ist.

Die unerreichte Dualität: Familienvater und Rennfahrer

Trotz aller Schärfe bleibt die größte Stärke des RS 6 erhalten: seine Praktikabilität. Der Kofferraum fasst weiterhin 565 Liter. Man kann morgens die Kinder zur Schule bringen und nachmittags auf der Nordschleife Rundenzeiten jagen, ohne das Auto wechseln zu müssen. Diese „One-Car-Solution“ auf absolutem Supercar-Niveau ist es, was den Mythos RS 6 ausmacht.

Klartext-Tipp: Der RS 6 Performance mit Luftfederung ist für 95 % der Kunden das bessere, weil vielseitigere und komfortablere Auto. Der GT ist eine bewusste Entscheidung für maximale Performance und Exklusivität. Seien Sie ehrlich zu sich selbst, ob Sie die Härte eines Gewindefahrwerks im Alltag wirklich wollen und können. Der GT ist ein Statement, der Performance ist der bessere Allrounder.

Die Kosten des Ruhms: Was der V8-Traum wirklich kostet

Ein Auto wie der RS 6 GT ist nicht nur in der Anschaffung (Grundpreis über 220.000 €) eine enorme Investition. Die laufenden Kosten bewegen sich auf dem Niveau reinrassiger Supersportwagen.

Eine Quantifizierte Beweisführung der Betriebskosten bei 15.000 km/Jahr:

  • a. Problem (Situation): Ein Eigner möchte die realen Kosten seines RS 6 GT abschätzen.
  • b. Lösung (Kalkulation):
    • Kraftstoff: Realverbrauch von ca. 15 l/100 km Super Plus. Das sind rund 4.400 € (bei 1,95 €/l).
    • Versicherung: Höchste Typklassen, Vollkasko ca. 3.000 €.
    • Reifen: Ein Satz der speziellen Continental Sport Contact 7 kostet ca. 2.000 € und hält bei sportlicher Fahrweise kaum 10.000 km.
  • c. Ergebnis (Kosten): Ohne Wartung und den horrenden Wertverlust belaufen sich die reinen Betriebskosten auf ca. 9.400 € pro Jahr. Die Leidenschaft für den V8 ist ein teures Vergnügen.

Der „Preis eines Fehlers“: Mangelnder Respekt vor der Leistung. Der größte Fehler ist, die überragende Traktion des quattro-Antriebs als unfehlbar anzusehen.

  • Die Konsequenz: Bei Nässe oder Kälte kann die schiere Kraft von 850 Nm auch die besten Reifen und den intelligentesten Allradantrieb überwältigen. Ein zu früher oder zu aggressiver Gasstoß am Kurvenausgang kann zu abruptem Unter- oder Übersteuern führen.
  • Die „Kosten“: Der „Preis“ ist hier nicht nur finanzieller Natur. Ein Unfall in einem 2,2 Tonnen schweren Geschoss ist verheerend. Selbst ein kleiner Rutscher kann Schäden an den Carbon-Anbauteilen, Felgen und dem Fahrwerk verursachen, die schnell 20.000 € übersteigen.

Technische Daten: Audi RS 6 Avant (C8) im Vergleich

Merkmal
RS 6 Avant Performance
RS 6 Avant GT (limitiert)
Motor
4.0-Liter V8-Biturbo MHEV
4.0-Liter V8-Biturbo MHEV
Leistung
463 kW / 630 PS
463 kW / 630 PS
Max. Drehmoment
850 Nm
850 Nm
0-100 km/h
3,4 s
3,3 s
Höchstgeschwindigkeit
280 km/h (optional 305 km/h)
305 km/h (serienmäßig)
Fahrwerk
Adaptive Luftfederung
Manuell einstellbares Gewindefahrwerk
Kofferraum
565 Liter
565 Liter
Preis (Basis)
ab ca. 140.000 €
ab 222.000 €

Wie schlägt sich der RS 6 GT gegen die neue Hybrid-Konkurrenz?

Der RS 6 GT markiert das Ende einer Ära und steht einer neuen Generation von Power-Kombis gegenüber, die auf Plug-in-Hybrid-Technik setzen.

Modell
Audi RS 6 Avant GT
BMW M5 Touring (G99)
Porsche Panamera Turbo E-Hybrid ST
Philosophie
Purer Verbrenner-Fokus, mechanisches Gefühl
V8-Plug-in-Hybrid, Technologie-Träger
V8-Plug-in-Hybrid, Luxus & Performance
Antriebskonzept
Leichterer, agilerer V8
Schwererer, aber extrem starker V8-PHEV
Schwererer, aber extrem starker V8-PHEV
Stärken
Sound, Exklusivität, puristisches Fahrwerk
Enorme Systemleistung, E-Reichweite
Höchste Verarbeitungsqualität, Prestige
Schwächen
„Nur“ 630 PS, hoher Realverbrauch
Sehr hohes Gewicht, komplexere Technik
Sehr hohes Gewicht, extrem hoher Preis
Fokus
Sammlerstück & Fahrmaschine
Alleskönner der neuen Ära
Luxuriöser Supersport-Tourer

Fazit: Der Audi RS 6 Avant GT ist ein Meisterwerk und ein würdiger Abschiedsgruß an eine Motorengattung. Er ist lauter, härter und kompromissloser als jeder RS 6 vor ihm. Für die meisten ist der RS 6 Performance das rundere und bessere Gesamtpaket, doch der GT ist nicht für die meisten gebaut. Er ist ein exklusives Sammlerstück für eine Handvoll Enthusiasten, die das letzte Kapitel der reinen V8-Power von Audi Sport besitzen und erleben wollen. Er ist kein rationales Auto. Er ist ein Monument. Ein Finale Furioso.

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Author: Redaktion
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