Vergessen Sie den großen, durstigen US-Explorer. Der neue, vollelektrische Ford Explorer für Europa ist ein komplett anderes Auto: Ein in Köln für Europa entwickeltes und gebautes Kompakt-SUV, das auf der bewährten MEB-Plattform von Volkswagen basiert. Ford kombiniert hier deutsches Engineering mit amerikanischem Design-Anspruch, um einen direkten Angriff auf Bestseller wie den VW ID.4, Skoda Enyaq und das Tesla Model Y zu starten. Kann diese transatlantische Kooperation überzeugen?
Die Antriebe: Bewährte VW-Technik mit Ford-Abstimmung
Der Explorer nutzt die bekannten und seit dem letzten Update sehr überzeugenden Antriebs- und Batterieoptionen des VW-Konzerns.

Heckantrieb oder Allrad: Welche Version ist die beste?
- Standard Range (52 kWh, Heckantrieb): Diese Version mit 170 PS und einer WLTP-Reichweite von ca. 378 km wird nachgereicht und dient als preiswerter Einstieg für den urbanen Raum.
- Extended Range (77 kWh, Heckantrieb): Dies ist die reichweitenstärkste und für die meisten Käufer interessanteste Variante. Der kraftvolle 286-PS-Motor (bekannt aus dem ID.4-Facelift) sorgt für souveräne Fahrleistungen. Die WLTP-Reichweite von bis zu 602 km macht den Explorer zu einem vollwertigen Reiseauto.
- Extended Range (79 kWh, Allrad): Das Topmodell mit zwei Motoren und 340 PS bietet maximale Traktion und sportliche Fahrleistungen (0-100 km/h in 5,3 s) bei einer immer noch sehr guten Reichweite von bis zu 566 km.
Laden: Solide, aber ohne Rekorde
Die Ladeleistung ist identisch zur VW-Verwandtschaft. Die große Allrad-Batterie lädt mit bis zu 185 kW, die Heckantriebs-Variante mit bis zu 135 kW.
Eine Quantifizierte Beweisführung zur Ladezeit:
- a. Problem (Situation): Ein Fahrer muss auf der Langstrecke mit dem reichweitenstärksten Modell (77 kWh RWD) von 10 auf 80 Prozent nachladen.
- b. Lösung (Technologie): Der Explorer lädt mit bis zu 135 kW an einer HPC-Säule.
- c. Ergebnis (Ladezeit): Der Ladevorgang dauert unter idealen Bedingungen ca. 28 Minuten. Das ist ein solider, klassenüblicher Wert, der entspannte Reisestopps ermöglicht, aber nicht an die ultraschnelle 800-Volt-Technik von Hyundai/Kia heranreicht.
Der Innenraum: Das klare Unterscheidungsmerkmal
Hier geht Ford eigene Wege und distanziert sich klar von VW. Das Cockpit ist das Highlight und der größte Pluspunkt des Explorer.
Der Ingenieurs-Kompromiss: Ford opfert die minimalistische, aber oft kritisierte Bedienphilosophie von VW für ein eigenständiges, durchdachteres und hochwertiger wirkendes Cockpit. Statt eines winzigen Fahrerdisplays gibt es einen vollwertigen 5-Zoll-Bildschirm hinter dem Lenkrad. Das zentrale Element ist jedoch der riesige, 14,6 Zoll große Hochformat-Touchscreen, der sich im Winkel verstellen lässt. Darunter befindet sich eine innovative „Soundbar“. Die Materialqualität und das Design wirken insgesamt eine Stufe hochwertiger und durchdachter als im ID.4.
Der „Preis eines Fehlers“: Den kleineren Kofferraum ignorieren. Obwohl technisch verwandt, hat der Explorer einen spürbar kleineren Kofferraum als seine Konzernbrüder.
- Die Konsequenz: Mit 445 Litern Ladevolumen ist der Kofferraum zwar alltagstauglich, aber deutlich kleiner als der des VW ID.4 (543 Liter) oder des Skoda Enyaq (585 Liter). Auf einen vorderen Kofferraum („Frunk“) wurde ebenfalls verzichtet.
- Die „Kosten“: Für Familien, die regelmäßig mit viel Gepäck reisen, kann der fehlende Platz zum entscheidenden Nachteil werden. Der „Preis“ ist ein klarer Verlust an maximaler Praktikabilität im Tausch gegen das eigenständigere Design und das hochwertigere Cockpit.
Klartext-Tipp: Nehmen Sie sich bei der Probefahrt Zeit für das große Zentraldisplay. Testen Sie die Verstellfunktion des Bildschirms. In der flachen Position reduziert sie Spiegelungen und verbirgt ein abschließbares Fach („My Private Locker“) – ein cleveres Detail für Wertsachen.
Technische Daten: Ford Explorer EV Extended Range (2025)
Merkmal | RWD (Heckantrieb) | AWD (Allrad) |
Motor | 1 E-Motor (Heck) | 2 E-Motoren |
Leistung | 210 kW / 286 PS | 250 kW / 340 PS |
Batterie (netto) | 77 kWh | 79 kWh |
WLTP-Reichweite | bis 602 km | bis 566 km |
Max. Ladeleistung (DC) | 135 kW | 185 kW |
Kofferraum | 445 Liter | 445 Liter |
Preis (Basis) | ab 48.510 € | ab 52.900 € |
Wie schlägt sich der Explorer EV gegen ID.4 und Enyaq?
Der Ford Explorer positioniert sich als die design- und qualitätsorientierte Alternative auf der bewährten MEB-Plattform.
Modell | Ford Explorer EV | VW ID.4 Pro | Skoda Enyaq 85 |
Stärken | Hochwertiges Cockpit, innovatives Display, Design | Ausgewogener Komfort, etablierter Name, größerer Kofferraum | Riesiger Kofferraum, „Simply Clever“-Details, Preis-Leistung |
Schwächen | Kleinerer Kofferraum, kein Frunk | Nüchterneres Cockpit, Bedienung | Konservatives Design, geringere Ladeleistung |
Besonderheit | Verstellbarer 14,6-Zoll-Touchscreen | Sehr ausgereiftes Gesamtpaket | Praktischster Innenraum der Klasse |
Fokus | Der stilvolle Technologieträger | Der pragmatische Allrounder | Der praktische Raum-Meister |
Fazit: Der Ford Explorer EV ist ein extrem gelungener und überzeugender Einstieg in den europäischen E-SUV-Markt. Er nimmt die solide und reichweitenstarke technische Basis von Volkswagen und veredelt sie mit einem eigenständigen, attraktiven Design und einem spürbar hochwertigeren und innovativeren Innenraum. Wer auf den letzten Liter Kofferraum verzichten kann und Wert auf ein modernes, durchdachtes Cockpit legt, findet im Ford Explorer die vielleicht attraktivste und intelligenteste Wahl unter den MEB-Geschwistern.
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