Der Kia EV6 war bei seiner Einführung ein Paukenschlag: ein futuristisches Design, ultraschnelle 800-Volt-Ladetechnik und sportliche Fahreigenschaften. Drei Jahre später, in einem deutlich härteren Wettbewerbsumfeld, schärft Kia seinen Elektro-Pionier mit einem umfassenden Facelift für das Modelljahr 2025 nach. Mit frischer Optik, einem modernisierten Cockpit und vor allem einer neuen, größeren Batterie soll der EV6 seine Position an der Spitze der Klasse verteidigen. Wir klären im Klartext-Check, ob das gelingt.
Die wichtigste Neuerung: Mehr Reichweite, gleiches Tempo
Das Herzstück des Updates ist die neue Batteriegeneration. Die Kapazität des größeren Akkus wächst von 77,4 kWh auf nun 84 kWh. In Kombination mit Detailverbesserungen an der Effizienz steigt die maximale WLTP-Reichweite der reichweitenstärksten Variante (Heckantrieb, große Batterie) auf beeindruckende bis zu 582 km. Das sind über 50 km mehr als bisher und ein klares Argument für die Langstreckentauglichkeit.
Die 800-Volt-Architektur: Der unerreichte Vorteil
Hier bleibt der EV6 auch nach dem Facelift der Maßstab. Seine 800-Volt-Technologie ermöglicht extrem hohe und stabile Ladeleistungen, die in der Praxis oft wichtiger sind als die reine Spitzenleistung.
Eine Quantifizierte Beweisführung zum Ladevorteil:
- a. Problem (Situation): Ein Fahrer muss auf der Autobahn möglichst schnell Energie für die nächsten 300-400 km nachladen.
- b. Lösung (Technologie): Der EV6 kann an einer entsprechenden HPC-Säule (High Power Charger) die Batterie in ca. 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufladen.
- c. Ergebnis (Zeitersparnis): Viele Konkurrenten mit 400-Volt-Architektur benötigen für denselben Ladehub 25 bis 35 Minuten. Die Zeitersparnis von rund 10 Minuten pro Ladestopp mag gering klingen, summiert sich aber auf langen Reisen und macht den EV6 zu einem der schnellsten Reise-Elektroautos auf dem Markt.
Design und Innenraum: Gezielte Evolution
Äußerlich wurde das Design an Kias neue „Star Map“-Lichtsignatur angepasst, was dem EV6 eine noch schärfere und modernere Front verleiht. Im Innenraum sind die Änderungen subtil, aber wirkungsvoll: Ein neues Lenkrad-Design und ein überarbeitetes Infotainmentsystem mit schnellerer Software und kabellosem Apple CarPlay/Android Auto heben das Bedienerlebnis auf den neuesten Stand. Wichtiger noch: Die Dämmung wurde verbessert und das Fahrwerk neu abgestimmt, was zu einem spürbar leiseren und komfortableren Abrollverhalten führt.
Der Ingenieurs-Kompromiss des EV6 liegt in seiner sportlich-flachen Crossover-Silhouette. Man opfert bewusst das maximale Ladevolumen und die luftige Kopffreiheit eines kastenförmigeren SUVs wie dem Tesla Model Y oder Skoda Enyaq für ein dynamischeres, coupéhaftes Design und einen niedrigeren Schwerpunkt. Das Ergebnis ist ein Auto, das sich agiler fährt, aber beim Transport von sperrigen Gegenständen Nachteile hat.
Der „Preis eines Fehlers“: Der Kauf des GT für den Alltag. Der Kia EV6 GT ist mit 585 PS ein Supersportwagen im Crossover-Format. Ihn als Alltagsauto zu wählen, kann ein Fehler sein.
- Die Konsequenz: Das extrem straffe Fahrwerk, die Schalensitze und der höhere Stromverbrauch sind im täglichen Stop-and-Go oder auf schlechten Straßen anstrengend. Die brachiale Leistung ist im Alltag kaum nutzbar.
- Die „Kosten“: Man zahlt einen erheblichen Aufpreis für eine Performance, die man nicht nutzt, und erkauft sich dies mit deutlichen Komforteinbußen. Für 99 % der Fahrer ist der bereits sehr schnelle Allradler mit 325 PS die deutlich ausgewogenere und komfortablere Wahl. Der GT ist ein fantastisches Spezialwerkzeug für die Rennstrecke und den enthusiastischen Fahrer, aber kein optimaler Allrounder.
Klartext-Tipp: Nutzen Sie die V2L-Funktion (Vehicle-to-Load). Mit einem Adapter können Sie an der Ladebuchse des EV6 eine normale 230-Volt-Steckdose mit bis zu 3,6 kW Leistung betreiben. Damit können Sie beim Camping eine Kaffeemaschine, auf der Baustelle Elektrowerkzeug oder sogar ein anderes Elektroauto im Notfall laden. Dieses Feature ist ein enorm praktischer Mehrwert.
Technische Daten: Kia EV6 (Facelift 2025) mit großer Batterie
Merkmal | EV6 RWD (Heckantrieb) | EV6 AWD (Allrad) | EV6 GT (Allrad) |
Motor | 1 E-Motor | 2 E-Motoren | 2 E-Motoren (Performance) |
Leistung | 168 kW / 229 PS | 239 kW / 325 PS | 430 kW / 585 PS |
Batterie (brutto) | 84 kWh | 84 kWh | 84 kWh |
WLTP-Reichweite | bis 582 km | bis 546 km | ca. 424 km |
0-100 km/h | 7,3 s | 5,2 s | 3,5 s |
Kofferraum | 490 Liter + 52L Frunk | 490 Liter + 20L Frunk | 480 Liter + 20L Frunk |
Preis (Basis) | ab ca. 50.000 € | ab ca. 54.000 € | ab ca. 74.000 € |
Wie schlägt sich der EV6 gegen die Konkurrenz?
Auch nach dem Facelift behauptet sich der EV6 als der sportliche Technologieträger.
Modell | Kia EV6 (AWD) | Hyundai Ioniq 5 (AWD) | Tesla Model Y (Long Range) |
Stärken | Design, 800V-Laden, Fahrdynamik, 7-J.-Garantie | Komfort, variables Interieur, Design | Effizienz, Ladenetzwerk, Platzangebot, Software |
Schwächen | Weniger Kofferraum als Tesla, polarisierendes Design | Weniger agil als EV6, Ladekurve nicht ganz so stabil | Weniger hochwertige Materialien, Bedienung über Touch |
WLTP-Reichweite | bis 546 km | bis 507 km (vor Facelift) | bis 600 km |
Besonderheit | V2L-Funktion, sportliches Crossover-Design | „Relaxation Seats“, Retro-futuristisches Design | Minimalistisches Cockpit, riesiger Kofferraum |
Fokus | Sportlicher Technologieträger | Komfortabler Allrounder | Pragmatischer Effizienz-Champion |
Fazit: Das Facelift des Kia EV6 ist eine punktgenaue und sehr gelungene Weiterentwicklung. Kia hat die ursprünglichen Stärken – das ultraschnelle Laden und das dynamische Design – beibehalten und die entscheidenden Schwächen – Reichweite und Komfort – gezielt verbessert. Die neue, größere Batterie macht ihn endgültig zu einem erstklassigen Reisewagen. Er bleibt die erste Wahl für Käufer, die ein emotionales, sportlich orientiertes und technologisch führendes Elektroauto suchen und dafür bereit sind, kleine Kompromisse beim maximalen Ladevolumen einzugehen. Mit der unschlagbaren 7-Jahres-Garantie im Rücken ist der EV6 auch 2025 eine der stärksten und intelligentesten Optionen auf dem Markt.
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