Seit Jahrzehnten ist der Toyota Hilux der globale Maßstab für Unzerstörbarkeit. Ein Arbeitstier, das dort weitermacht, wo asphaltierte Straßen enden. Für das Modelljahr 2025 spendiert Toyota seinem Bestseller ein 48V-Mild-Hybrid-System, das Effizienz und Ansprechverhalten verbessern soll. Doch die Konkurrenz, allen voran der Ford Ranger und VW Amarok, ist moderner und komfortabler geworden. Wir im Klartext-Check klären, ob der Hilux mehr ist als nur ein robuster Mythos und für wen er heute noch die richtige Wahl ist.
Was kann der neue 48V-Mild-Hybrid-Antrieb wirklich?
Das 48V-System ist eine technische Evolution, keine Revolution. Es unterstützt den bewährten 2,8-Liter-Dieselmotor mit einem kleinen Elektromotor, der beim Anfahren hilft und die Start-Stopp-Automatik geschmeidiger macht. Die primären Ziele sind eine leichte Verbrauchsreduktion und eine Verbesserung der Laufkultur, nicht das rein elektrische Fahren.
Macht die Hybrid-Technik den Hilux sparsamer?
Ja, aber nur im einstelligen Prozentbereich. Toyota verspricht eine Verbrauchsreduktion von bis zu 10 %, was in der Praxis bedeutet, dass der WLTP-Verbrauch von über 9 Litern pro 100 km auf knapp unter diese Marke fallen könnte. Die Hauptersparnis wird im urbanen Stop-and-Go-Verkehr erzielt. Wer den Hilux primär auf der Langstrecke oder im schweren Gelände bewegt, wird kaum einen Unterschied feststellen. Das System ist eher eine Anpassung an moderne Emissionsvorgaben als ein echter Effizienz-Gamechanger.
Wie fühlt sich der 2,8-Liter-Diesel im Alltag und im Gelände an?
Der Motor selbst bleibt das souveräne Herzstück des Hilux. Mit 204 PS und bulligen 500 Nm Drehmoment (in Verbindung mit der 6-Stufen-Automatik) hat er jederzeit mehr als genug Kraft. Im Gelände ist das hohe Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen ein enormer Vorteil. Auf der Autobahn ermöglicht es entspanntes Mitschwimmen. Die Laufkultur ist und bleibt die eines Nutzfahrzeugs: robust und hörbar, aber nie aufdringlich. Das Mild-Hybrid-System glättet lediglich die Leistungsentfaltung beim Anfahren.

Ein Werkzeug auf Rädern: Wie schlägt er sich bei Nutzlast und Zugkraft?
Hier ist der Hilux in seinem Element und rechtfertigt seine Existenz. Mit einer maximalen Anhängelast von 3,5 Tonnen und einer Nutzlast von rund einer Tonne gehört er zur absoluten Spitze im Segment. Die robuste Konstruktion mit Leiterrahmen und Blattfedern an der Hinterachse ist exakt für diese Belastungen ausgelegt. Ob schwere Anhänger, beladene Paletten oder Offroad-Ausrüstung – der Hilux nimmt es gelassen.
Klartext-Tipp: Prüfen Sie vor dem Kauf die steuerlichen Rahmenbedingungen. Als LKW mit offener Ladefläche zugelassen, kann der Hilux für Gewerbetreibende erhebliche Vorteile beim Vorsteuerabzug und der pauschalen Versteuerung (1%-Regelung) bieten, was die höheren Betriebskosten teilweise kompensieren kann.
Der Elefant im Raum: Wie unkomfortabel ist er auf der Straße wirklich?
Er ist signifikant unkomfortabler als jeder moderne SUV und auch spürbar rustikaler als seine direkten Konkurrenten. Dies ist der fundamentale Ingenieurs-Kompromiss des Hilux: Die für extreme Lasten und Geländegängigkeit ausgelegte blattgefederte Hinterachse führt im unbeladenen Zustand zu einem bockigen, permanent unruhigen Fahrverhalten auf Asphalt. Kurze Stöße und Querfugen werden direkt an die Insassen weitergegeben. Wer von einem PKW oder SUV umsteigt, wird das Fahrwerk als hart und unterdämpft empfinden.
Klartext-Tipp: Für eine deutliche Verbesserung des Fahrkomforts im Alltag sorgt eine Laderaumabdeckung und permanentes Mitführen von ca. 100-150 kg Gewicht (z.B. Sandsäcke oder Werkzeugkisten) direkt über der Hinterachse. Dieses Gewicht beruhigt die Blattfedern spürbar und reduziert das „Springen“ des Hecks.
Technische Daten: Toyota Hilux Double Cab 2.8 D-4D 48V-Hybrid (2025)
Merkmal | Wert |
Motor | R4-Turbodiesel + 48V E-Motor |
Hubraum | 2.755 cm³ |
Leistung | 150 kW / 204 PS |
Max. Drehmoment | 500 Nm bei 1.600 – 2.800 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | ca. 10,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h |
WLTP-Verbrauch (komb.) | ca. 8,7 – 9,5 l/100 km (geschätzt) |
Antrieb | Zuschaltbarer Allradantrieb, Untersetzung |
Anhängelast (gebremst) | 3.500 kg |
Nutzlast | ca. 1.010 kg |
Wattiefe | 700 mm |
Preis (Invincible) | ab ca. 62.000 € (brutto) |
Der „Preis eines Fehlers“: Der Hilux als Lifestyle-SUV-Ersatz
Der größte und teuerste Fehler ist der Kauf eines Hilux aus reinen Image-Gründen als Ersatz für ein Familien-SUV, ohne die täglichen Kompromisse zu verstehen.
- Der Fehler: Eine Familie kauft den Hilux als primäres Alltagsfahrzeug für den Weg zur Schule, zum Einkaufen und für die Urlaubsfahrt.
- Die Konsequenz: Der Alltag wird von Parkplatznot, einem riesigen Wendekreis (ca. 13 Meter), hohem Verbrauch und den Komforteinbußen dominiert. Die offene Ladefläche ist für Einkäufe oder Gepäck ohne teures Zubehör (Hardtop/Abdeckung) unbrauchbar.
- Die „Kosten“:
- Treibstoffkosten: Der Hilux verbraucht im Schnitt 2-3 Liter mehr pro 100 km als ein großer SUV wie der Toyota Highlander. Bei 15.000 km/Jahr sind das Mehrkosten von ca. 675 € (bei 2,5 l/100 km und 1,80 €/Liter).
- Komfort & Stress: Die tägliche Parkplatzsuche in der Stadt und das harte Fahrwerk führen zu spürbar mehr Stress und geringerem Fahrkomfort für alle Insassen. Dieser Faktor ist nicht in Euro messbar, aber im Alltag omnipräsent.
- Zusatzausstattung: Eine abschließbare Laderaumabdeckung oder ein Hardtop, um die Ladefläche alltagstauglich zu machen, kosten zwischen 1.500 € und 4.000 € extra.
Wie schlägt sich der Hilux gegen Ford Ranger und VW Amarok?
Im direkten Vergleich zur modernsten Konkurrenz wird die Spezialisierung des Hilux am deutlichsten.
Modell | Toyota Hilux 2.8D 48V | Ford Ranger 2.0 EcoBlue | VW Amarok 3.0 V6 TDI |
Leistung | 204 PS | 205 PS | 240 PS |
Antriebskonzept | 4-Zyl. Diesel Mild-Hybrid | 4-Zyl. Bi-Turbo Diesel | 6-Zyl. V6 Diesel |
Stärken | Legendäre Robustheit, Offroad | Fahrkomfort, Infotainment | Motorlaufkultur, Premium-Anmutung |
Schwächen | Fahrkomfort, veraltetes Cockpit | Nur 4-Zylinder verfügbar | Höherer Preis |
Anhängelast | 3.500 kg | 3.500 kg | 3.500 kg |
Preis (vergleichbar) | Hoch | Mittel | Sehr Hoch |
Der Hilux ist und bleibt die erste Wahl für alle, die maximale Zuverlässigkeit und Geländegängigkeit über alles andere stellen. Er ist ein Werkzeug. Der Ford Ranger und sein Zwilling VW Amarok sind die deutlich besseren Allrounder. Sie bieten einen PKW-ähnlicheren Fahrkomfort und ein modernes digitales Erlebnis, ohne bei den Kernkompetenzen (Anhängelast, Nutzlast) ernsthafte Schwächen zu zeigen. Der Amarok punktet zusätzlich mit seinem souveränen V6-Diesel. Für den „Lifestyle“-Käufer, der nur gelegentlich einen Anhänger zieht, sind Ranger und Amarok die rationaleren, komfortableren und moderneren Alternativen.
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