Der ursprüngliche VW Amarok war der Pionier, der Pkw-Komfort und Premium-Anspruch in die rustikale Welt der Pick-ups brachte. Die komplett neue, zweite Generation, entwickelt in Kooperation mit Ford, will diesen Anspruch untermauern. Mit einem souveränen V6-Diesel, einem hochmodernen Digital-Cockpit und einem Fahrkomfort, der eher an einen SUV als an ein Nutzfahrzeug erinnert, stellt er die Frage: Ist das der perfekte Alleskönner für den anspruchsvollen Profi und den abenteuerlustigen Privatkunden?
Der Antrieb: Die souveräne Macht des V6-TDI
Während Vierzylinder-Diesel die Basis bilden, ist das Herzstück und die klare Empfehlung für den Amarok der 3,0-Liter-V6-TDI. Mit 240 PS und bulligen 600 Nm Drehmoment liefert er in jeder Lebenslage souveräne Kraft. Gekoppelt an eine sanft schaltende 10-Gang-Automatik, die aus der Kooperation mit Ford stammt, beschleunigt der große Pick-up mühelos und bleibt auch bei hohem Autobahntempo akustisch dezent im Hintergrund. Er ist die perfekte Motorisierung für schwere Anhänger (bis 3,5 Tonnen), lange Strecken und anspruchsvolle Geländepassagen.
Wie schlägt er sich beim Verbrauch?
Ein Kraftpaket dieser Größe hat Durst. Im realen Fahrbetrieb muss man mit einem Durchschnittsverbrauch von rund 10 bis 11 Litern Diesel pro 100 km rechnen. Bei defensiver Fahrweise auf der Landstraße sind Werte unter 9 Litern möglich, im Stadtverkehr oder mit schwerem Anhänger können es auch über 12 Liter werden.
Fahrkomfort und Handling: Die Metamorphose zum SUV
Hier liegt die größte Stärke und der deutlichste Fortschritt der neuen Generation. Der Amarok fährt sich erstaunlich handlich und komfortabel. Die Lenkung ist präzise, das Fahrwerk filtert die meisten Unebenheiten souverän heraus, ohne dabei schwammig zu wirken.

Der Ingenieurs-Kompromiss liegt in der blattgefederten Starrachse hinten – eine Notwendigkeit für hohe Nutzlasten (bis zu 1,19 Tonnen). Obwohl VW das Fahrwerk exzellent abgestimmt hat, kann der Amarok unbeladen auf kurzen, harten Stößen nicht ganz das Niveau eines modernen SUV-Fahrwerks mit Einzelradaufhängung erreichen. Er ist spürbar straffer als ein VW Touareg. Im Vergleich zu anderen Pick-ups ist sein Komfort jedoch erstklassig.
Klartext-Tipp: Achten Sie bei der Probefahrt auf die unterschiedlichen Allradsysteme. Je nach Modell gibt es einen zuschaltbaren oder einen permanenten Allradantrieb. Für Fahrer, die meist auf befestigten Straßen unterwegs sind und nur gelegentlich Traktion im Gelände benötigen, bietet der permanente Allradantrieb (in den V6-Modellen Standard) einen deutlichen Komfort- und Sicherheitsgewinn bei Nässe und Schnee.
Innenraum: Digital, hochwertig und ein entscheidender Unterschied
Das Cockpit wird von einem großen, vertikalen 12-Zoll-Touchscreen und einem digitalen Kombiinstrument dominiert. Die Verarbeitungsqualität ist hochwertig, die Materialien sind robust. VW schafft es, eine Brücke zwischen langlebigem Nutzfahrzeug-Charakter und modernem Pkw-Ambiente zu schlagen.
Der „Preis eines Fehlers“: Den Unterschied zum Ford Ranger ignorieren. Obwohl technisch verwandt, gibt es einen entscheidenden Unterschied in der Bedienphilosophie.
- Die Konsequenz: Der Ford Ranger behält physische Tasten und Drehregler für die Klimasteuerung. VW integriert diese Funktionen fast vollständig in den Touchscreen.
- Die „Kosten“: Der „Preis“ ist ein ergonomischer. Das Ändern der Temperatur oder Lüftung erfordert im Amarok einen Blick auf den Bildschirm und mehrere Eingaben, während es im Ranger blind und mit einem Griff erledigt ist. Für Fahrer, die häufig mit Arbeitshandschuhen unterwegs sind oder eine intuitive Bedienung bevorzugen, kann dieser kleine Unterschied im Alltag ein großes Ärgernis sein.
Technische Daten: VW Amarok V6 TDI 4MOTION (2025)
Merkmal | VW Amarok (Doppelkabine) |
Motor | 3.0-l V6-Turbodiesel |
Leistung | 177 kW / 240 PS |
Max. Drehmoment | 600 Nm |
Antrieb | Permanenter Allrad (4MOTION) |
Getriebe | 10-Gang-Automatik |
0-100 km/h | 8,8 s |
Anhängelast | 3.500 kg |
Nutzlast | bis 1.190 kg |
Wattiefe | 800 mm |
Preis (Aventura) | ab ca. 75.000 € |
Wie schlägt sich der Amarok gegen Ranger und Hilux?
Der Amarok positioniert sich klar als die Premium- und Komfort-Option im Pick-up-Segment.
Modell | VW Amarok | Ford Ranger | Toyota Hilux |
Stärken | Fahrkomfort, Premium-Anmutung, souveräner V6 | Bessere Bedienung (Klima), größere Variantenvielfalt | Legendäre Robustheit, hoher Wiederverkaufswert |
Schwächen | Bedienung teils im Touchscreen, hoher Preis | Innenraum wirkt etwas nüchterner | Rustikalerer Fahrkomfort |
Besonderheit | SUV-ähnliches Fahrgefühl | Integrierte Trittstufe am Heck | Unzerstörbarer Ruf |
Fokus | Premium-Allrounder | Praktischer Technologieträger | Kompromissloses Arbeitstier |
Fazit: Der neue VW Amarok ist ein beeindruckender Sprung nach vorn und setzt neue Maßstäbe für Komfort und Kultiviertheit im Pick-up-Segment. Er ist die perfekte Wahl für anspruchsvolle Gewerbetreibende, Förster oder Privatkunden mit Reit- oder Boots-Hobby, die ein extrem vielseitiges Fahrzeug suchen, aber nicht auf den Komfort und die Technologie eines modernen Premium-SUVs verzichten wollen. Er ist teurer als seine Konkurrenten, rechtfertigt dies aber mit einem Fahrgefühl und einer Anmutung, die in dieser Klasse ihresgleichen suchen. Er ist das Schweizer Taschenmesser im feinen Anzug.
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