VW ID.4 (2025) im Test: Mit neuem Herz und Hirn an die Spitze?

Der VW ID.4 ist der pragmatische Alleskönner unter den Elektro-SUVs: geräumig, sicher und komfortabel. Bisher fehlte ihm jedoch der letzte Funke an Temperament und eine wirklich intuitive Bedienung. Mit dem großen Technik-Update für das Modelljahr 2025 hat Volkswagen genau diese Schwachstellen adressiert. Ein komplett neuer, deutlich stärkerer Elektromotor und ein von Grund auf überarbeitetes Infotainment-System sollen den ID.4 zum reifen Klassenprimus machen. Wir klären im Klartext-Check, ob dieses Update hält, was es verspricht.

Die wichtigste Neuerung: Der Kraftsprung dank neuem Antrieb

Das Herzstück des Updates ist der neue Heckmotor (interne Kennung APP550). Er ersetzt in den „Pro“-Modellen den bisherigen Antrieb und ist eine Revolution für das Fahrerlebnis.

Was bedeutet das in der Praxis?

Die Leistung der heckgetriebenen Modelle mit der 77-kWh-Batterie steigt von müden 204 PS auf souveräne 286 PS. Noch wichtiger ist der Sprung beim Drehmoment von 310 auf 545 Nm. Das Ergebnis ist eine fundamental andere Fahrdynamik: Während der alte ID.4 eher behäbig wirkte, beschleunigt der neue kraftvoll und mühelos. Überholvorgänge auf der Landstraße oder das Einfädeln auf der Autobahn sind nun eine souveräne Übung. Trotz der Mehrleistung ist der neue Antrieb effizienter, was zu einer leicht verbesserten realen Reichweite führt. Realistisch sind mit der 77-kWh-Batterie je nach Bedingungen zwischen 380 (Autobahn im Winter) und 500 Kilometern (Stadt im Sommer).

Das Cockpit-Update: Endlich Licht im Dunkeln

Der zweite große Kritikpunkt am ID.4 war sein langsames und umständliches Infotainment-System. Auch hier hat VW entscheidend nachgebessert. Ein neuer, größerer 12,9-Zoll-Touchscreen mit einer schnelleren Software-Generation (Version 4.0) bildet das neue Zentrum. Die Menüführung ist logischer, das System reagiert deutlich flüssiger. Die wichtigste Neuerung im Alltag: Die berüchtigten Touch-Slider für Temperatur und Lautstärke sind nun endlich beleuchtet und damit auch bei Nacht bedienbar.

Der „Preis eines Fehlers“: Die Software ignorieren. Ein Käufer, der einen älteren ID.4 (vor dem Update) als günstigeren Gebrauchtwagen in Betracht zieht, muss sich des Software-Unterschieds bewusst sein.

  • Die Konsequenz: Man lebt mit einem spürbar langsameren System, unbeleuchteten Slidern und einer umständlicheren Bedienung.
  • Die „Kosten“: Der „Preis“ ist täglicher Frust bei der Bedienung. Der Komfortgewinn durch das neue System ist so erheblich, dass er den Aufpreis für ein neueres Modell für die meisten Fahrer rechtfertigt.

Klartext-Tipp: Nutzen Sie die neue Lade- und Vorkonditionierungs-Funktion. Im neuen Infotainment lässt sich die Vorkonditionierung der Batterie für einen Schnellladestopp nun auch manuell starten. Das sorgt auch bei nicht über das Bord-Navi geplanten Stopps für die maximale Ladeleistung von bis zu 175 kW von Anfang an und verkürzt die Standzeit erheblich.

Der Ingenieurs-Kompromiss: Pragmatismus vor Avantgarde

Der ID.4 bleibt seiner Linie treu. Er ist auf maximale Alltagstauglichkeit und einen unkomplizierten Umstieg in die E-Mobilität ausgelegt. Der Ingenieurs-Kompromiss liegt in seinem bewusst konservativen Ansatz. Er opfert das futuristische Design eines Hyundai Ioniq 5 oder die radikale Bedien-Philosophie eines Tesla für ein vertrautes, Pkw-ähnliches Fahrgefühl und ein hohes Komfortniveau. Er will kein aufregendes Experiment sein, sondern ein verlässlicher Partner. Das macht ihn für manche vielleicht etwas charakterarm, für die breite Masse aber zu einem der zugänglichsten und überzeugendsten Elektro-SUVs.

Technische Daten: VW ID.4 (2025) mit 77-kWh-Batterie

Merkmal
ID.4 Pro (Heckantrieb)
ID.4 GTX (Allrad)
Motor
1 E-Motor (Heck)
2 E-Motoren
Leistung
210 kW / 286 PS
250 kW / 340 PS
Batterie (netto)
77 kWh
77 kWh
WLTP-Reichweite
bis 550 km
bis 521 km
0-100 km/h
6,7 s
5,4 s
Max. Ladeleistung (DC)
175 kW
175 kW
Kofferraum
543 – 1.575 Liter
543 – 1.575 Liter
Preis (Basis)
ab ca. 48.000 €
ab ca. 58.000 €

Wie schlägt sich der ID.4 gegen die Konkurrenz?

Mit dem Update ist der ID.4 wieder voll auf Augenhöhe mit den stärksten Wettbewerbern.

Modell
VW ID.4 Pro
Tesla Model Y (Long Range)
Skoda Enyaq 85
Stärken
Ausgewogener Komfort, gutes Raumangebot, nun starker Antrieb
Effizienz, Ladenetzwerk, Platzangebot, Software
Enormer Kofferraum, clevere Details, Preis-Leistung
Schwächen
Weniger effizient als Tesla, konservatives Design
Weniger hochwertige Materialien, Bedienung über Touch
Etwas geringere Ladeleistung
WLTP-Reichweite
bis 550 km
bis 600 km
bis 565 km
Fokus
Der pragmatische Allrounder
Der technologische Effizienz-Champion
Der praktische Raum-Meister

Fazit: Das große Technik-Update war genau das, was der VW ID.4 gebraucht hat. Mit dem neuen, kraftvollen Antrieb schließt er die Lücke zur Konkurrenz und wird vom gemütlichen Gleiter zum souveränen Alleskönner. Die überfälligen Verbesserungen am Infotainment-System heilen die größte Schwachstelle im Cockpit. Was bleibt, ist ein extrem geräumiges, sicheres und komfortables Familien-SUV, das nun auch bei Performance und Bedienung überzeugt. Er ist vielleicht nicht das aufregendste Elektroauto auf dem Markt, aber in seiner Gesamtheit ist der VW ID.4 für 2025 eines der rundesten, vernünftigsten und besten Pakete, die man kaufen kann.

Galerie

Author: Redaktion
Seit 2017 auf die Automobilwelt spezialisiert, erstellt dieser Autor Online-Inhalte mit Schwerpunkt auf Auto-Nachrichten. Sein fundiertes Wissen und seine Erfahrung fließen in relevante und zuverlässige Artikel für das Portal Auto-klartext.de ein.